Der Begriff Prokrastination, auf Deutsch Aufschieberitis, kennt mittlerweile fast jeder. Auch diejenigen, die davon nie gehört haben, tun es. Unangenehme Aufgaben aufzuschieben.

Umgangssprachlich werden Personen, die sich vor der Ausführung einer Aufgabe drücken, sehr trefflich Drückeberger genannt.

Einige erfüllen Aufgaben erst auf den letzten Drücker. Sie brauchen also einen gewissen Druck, um aktiv zu werden. Sie prokrastinieren so lange, bis es nicht mehr geht. Dann schaffen sie ihr Ziel zu ihrer großen Erleichterung doch.

Für andere hat diese ständige Selbstsabotage fatale Konsequenzen. Sie verlieren den Überblick über ihre Prioritäten, gehen ihren wichtigen Pflichten nicht mehr nach, sie werden erschöpft, ausgelaugt, bis zum immer häufiger auftretenden Burnout.

Paradoxon der Prokrastination

Wir alle neigen dazu, unangenehme Aufgaben aufzuschieben. Ein Grund liegt in unserer Denkweise. Wir meinen, dass uns die eigentliche Aufgabe zu viel Energie und Überwindung kostet und das Aufschieben einfacher ist.

Ein großer Irrtum, der als das Paradoxon der Prokrastination bezeichnet wird. Bei dem Versuch, uns das Leben leichter zu machen, machen wir es uns nur schwerer. Wir sparen vielleicht anfangs Energie, indem wir uns vor der unangenehmen Arbeit drücken. Auf Dauer belastet uns diese ungute Gewohnheit enorm. Es verursacht ein schlechtes Gewissen, zehrt an den Nerven und kostet in Wahrheit viel mehr Kraft, weil wir hinterher umso härter nachholen müssen, was wir vorher aufgeschoben haben.

Was gehört zu diesem „Zeitgerümpel“

  • Unfertiges – Aufgaben, die Du begonnen, jedoch nicht beendet hast. Zum Beispiel nach einer inspirierenden Urlaubsreise hast Du ein Fotobuch begonnen. Inzwischen hast Du weitere Urlaubsreisen unternommen, jedoch das angefangene Fotobuch wartet immer noch auf Dich.
  • Unerledigtes – Aufgaben, die Du aufschiebst. Welche sind es bei Dir? Steuererklärung, Autoinspektion, Papierablage, Retouren, Zahlen von Rechnungen, Reklamationen, Abrechnungen mit der Krankenkasse…?
  • Leere Vorhaben – Aufgaben, die Du IRGENDWANN beginnen möchtest, jedoch bis jetzt nicht einmal angefangen hast.  Zum Beispiel ich wollte schon seit Jahren Golf spielen, habe dazu Bücher und Ausrüstung gekauft und das war schon. Nicht einmal die Platzreife in Angriff genommen. Bis es mir bewusst geworden ist, dass ich gar keine Lust habe, soviel Zeit auf einem Golfplatz zu verbringen und konnte es von meiner To-Do Liste streichen.

Was kannst Du tun?

Als Ordnungscoach helfe ich meinen Kunden, ein System zu entwickeln, das für ihre individuelle Bedürfnisse passt. Nur so können sie es einhalten und eine dauerhafte Erleichterung und Ordnung in ihrem Leben schaffen.

  1. Klarheit über eigene Prioritäten
  2. Schriftliche To-Do Liste
  3. Terminierte Zeitfenster
  4. Ausmisten von unnötigen Aufgaben

1. Klarheit über eigene Prioritäten

Dieser Schritt erfordert eine tiefe Reflektion. Nimm Dir dafür Zeit und Ruhe.

  • Was sind Deine privaten und beruflichen Ziele?
  • Was ist Deine Berufung? Lebst Du sie schon?
  • Was sind Deine Träume und Wünsche?
  • Mit welchen Menschen möchtest Du Dich umgeben?

Ohne klare Prioritäten im Leben bist Du wie ein Schiff auf dem Meer ohne einen Kompass. Du überlässt Dein Schicksal dem Zufall und gibst die Verantwortung für Dein Leben ab.

2. Schriftliche To-Do Liste

Das Aufgeschriebene wird nicht nur weniger vergessen, sondern es macht Deinen Kopf frei. Du kannst Dich besser auf einzelne Aufgaben konzentrieren und bleibst fokussiert.

Ordne die To-Do Liste nach Deinen obersten Prioritäten und pass Dein Leben ihnen an, nicht umgekehrt. Sonst kann auch eine To-Do Liste zu einem Ballast werden, wenn Du diese nicht von der obersten bis zu der niedrigsten Priorität abarbeitest.

Wenn Du Dich nur mit den Aufgaben mit der geringsten Priorität beschäftigst, erfüllst Du Deine Ziele nie.

3. Terminierte Zeitfenster

Uns allen steht dieselbe Menge an Zeit zur Verfügung. Verabrede Dich mit Dir selbst! Leg feste Zeitfenster für die wichtigsten Aufgaben in Deinem Kalender fest. Ein elektronischer Kalender ist von großem Vorteil. Du kannst Erinnerungen für einzelne Aufgaben aktivieren und weißt ganz genau, was wann zu erledigen ist.

Minimiere Ablenkungen!

Stell Dein Smartphone auf Flugmodus, aktiviere die Fokus Funktion oder schalte mindestens die Benachrichtigungen aus (Töne, Banner…). Das ständige Klingen von Emails, WhatsApps und anderen Kommunikations-Apps wirkt sich verheerend auf Deine Konzentration aus.

4. Ausmisten von unnötigen Aufgaben

Nicht alle To-Do´s, die Du aufschreibst, musst Du erfüllen. Viele Aufgaben werden von uns selbstauferlegt, weil wir denken, etwas tun zu müssen oder weil wir es schon immer gemacht haben. Hast Du schon mal etwas angefangen, dass allmählich zu einer Belastung wurde statt zu einer Freude oder nutzenbringenden Tätigkeit?

Beispielweise habe ich früher alle Eintrittskarten, Theaterprogramme, sogar Flugtickets aufgeklebt, um mich an diese schönen Erlebnisse zu erinnern. Nach der Geburt meiner Kinder bin ich gar nicht mehr hinterhergekommen. Das „Unerledigte“ türmte sich zu einem Berg auf und es belastete mich zunehmend. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr, diese Ordner weiterzuführen und zu pflegen. Die digitalen Fotos von diesen Erlebnissen haben mich emotionaler mehr berührt als verblasste Eintrittskarten. Die Fotos zu sortieren und auszumisten ist schon Arbeit genug. Es hat jedoch ein paar Jahre gedauert, bis ich es endgültig von meiner To-Do Liste streichen konnte.

Mach Dir den Prozess der Prokrastination bewusst

Beobachte, wie Du Dich fühlst:

  • Vor dem Start
  • Während des Abarbeitens
  • Nach dem Erledigen

Die durch das Erledigen oder Ausmisten einer Aufgabe entstandene Leichtigkeit stärkt Deine Motivation. Als Beispiel teile ich mit Dir, wie es mir geht:

Vor dem Start

Es gibt Aufgaben, bei denen ich vor dem Start einen Widerstand spüre. Ich frage mich, woher dieser Widerstand kommt und was hinter dem Aufschieben steckt. „Nicht anfangen“ kostet mich viel Energie und Lebensfreude, es schwächt mein Selbstwertgefühl und meine Integrität.

Während des Abarbeitens

Wenn ich endlich starte, ändert sich alles. Ich werde unaufhaltsam und die Aufgabe scheint so viel einfacher zu sein, als sie es war, bevor ich angefangen habe. Ein unbesiegbarer Felsen wird zu einem kleinen Hügel.

Nach dem Erledigen

Ich fühle mich erleichtert, energetisiert, stärker, selbstbewusster. Ich genieße den Moment, wenn ich die Aufgabe von meiner To-Do-Liste streiche.