Mit der Ankunft der Kinder in unserem Leben verändert sich alles. Unsere früheren Routinen und Gewohnheiten funktionieren nicht mehr und die tägliche Ordnung wird zu einer Herausforderung. Jedes Alter hat eigene ordnungsspezifische Hürden. Während wir über Legosteine und Spielzeug bei kleinen Kindern noch geduldig stolpern, treiben uns Jugendliche mit ihrer Ordnungsignoranz in den Wahnsinn.

Ich selbst habe das ganze Chaos mit den Klein-, Schul- und Pubertätskindern bis zum Nestverlassen durchgemacht und deshalb kann ich jeden dieser Lebensabschnitte nachvollziehen und meine Kunden unterstützen.

Egal wie ordentlich oder unordentlich unsere Kinder sind, sie bleiben unsere wertvollsten Schätze.

Und dann ist es „plötzlich“ soweit. Sie verlassen das behütete Elternnest.

Was ändert sich an der Ordnung, wenn die Kinder ausziehen?

Auf Ordnung bezogen, Empty Nest ist ein echter Game Changer.

Es wird ordentlicher! Eine Erleichterung. Ein Jubeln!

  • Endlich mehr Zeit für sich, jetzt kann ich wieder machen, worauf ich Bock habe und wann ich darauf Bock habe.
  • Keine Gammelsocken im Wäschekorb, überhaupt weniger Wäsche,
  • weniger Einkäufe,
  • weniger Kochen,
  • kein Küchenchaos,
  • kein Schuh- und Jackenhaufen als Stolperfalle im Eingangsbereich,
  • kein Putzenmarathon nach einer Hausparty.
  • Nach dem Aufräumen bleiben Dinge auf dem Platz,
  • überhaupt mehr Platz, um Dinge zu verstauen,
  • mehr Geld, um neue Dinge zu kaufen…

Mehr Zeit, mehr Platz, mehr Geld. Und genau hier steckt auch die Gefahr!

Worauf sollen wir als Eltern achten, wenn die Kinder das Nest verlassen?

1. Die Leere nach dem Ausziehen der Kinder

Dieses „Mehr an Ordnung“ ohne Kinder und die damit verbundene Stille mag am Anfang angenehm sein, aber dieser Jubelphase folgt meistens eine Phase der Trauer und Melancholie. Auch wenn wir uns noch jung fühlen, wird uns klar, dass die Zeit nicht unendlich ist, dass wir älter werden.

Wir trauen ein Stück um unsere vergangene Jugend. Gleichzeitig müssen wir uns mit uns selbst neu auseinandersetzen und unsere Partnerschaft in dieser Stille neu entdecken.

Die Zeit und der Raum, die so viele Jahre mit liebevoller Pflege und Familienmanagement gefüllt waren, stehen nun zur Verfügung. Und vor allem wir vermissen sie so sehr und das kann richtig weh tun.

Auch wenn wir ein erfülltes Leben abseits der Elternrolle führen, das Gefühl einer gewissen Leere, wenn die Kinder das Zuhause verlassen, ist unvermeidlich.

Viele versuchen diese Leere mit materiellen Dingen zu füllen. Damit es nicht aus dem Ruder gerät, achte bewusst auf Deinen Konsum. Kauf nur die Sachen, die Dir hundertprozentig zusagen, Dir Freude machen und die Du brauchst.

2. Hängen an Erinnerungsstücken

Wir besitzen nicht nur Dinge, wir verbinden mit Dingen auch Emotionen durch Erinnerungen. Die Stärke der emotionalen Ladung beeinflusst, wie leicht oder schwer wir uns von Dingen trennen.

Am schwersten trennen wir uns von Erinnerungsstücken, die uns an unsere Kinder erinnern. Es geht manchmal so weit, dass wir Unmengen an Kindersachen, Kinderkleidung, Spielzeug und Büchern ewigaufbewahren, auch wenn es unsere Kinder schon längst vergessen haben oder es gar nicht mehr wollen.

Die allerliebsten Erinnerungsstücke zu behalten ist o.k. Jedoch müssen wir nicht bis zum Ende unserer Tage alles mitschleppen, was unseren Kindern gehört. Ein Foto machen und die Originale loslassen, erleichtert das Trennen. Wenn wir jemals einen Drang verspüren, diese noch einmal anzuschauen, werden digitale Bilder die Aufgabe genauso gut erfüllen, ohne dass die Sachen einen physischen Speicherplatz in unserem Zuhause beanspruchen.

3. Menge der Dinge, die Kinder zuhause „parken“

Kindersachen können jahrzehntelang im Elternhaus Wurzeln schlagen und werden dabei nie benutzt oder angeschaut. Sie erfüllen eine gewisse beruhigende Sicherheitsfunktion, dass Kinder irgendwohin zurückkehren können, wenn das Leben schwierig wird.

Das kann jedoch ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln und sie zurückhalten, eine volle Verantwortung für ihr Leben und ihren Besitz zu übernehmen.

Es ist viel besser, wenn wir einen proaktiven Ansatz zur Überwindung des Empty-Nest-Syndroms verfolgen, um unsere Kinder autark zu machen.

Dies hilft uns, unser eigenes Leben zurückzugewinnen und unseren erwachsenen Kindern auch mit ihrem Leben voranzukommen.

Das bedeutet, die Kinder sollen auch alles mitnehmen und sich darum kümmern, was ihnen gehört. Intuitiv nehmen sie alles mit, was sie lieben und brauchen. Der Rest wird im Elternhaus „geparkt“. Jedoch ist ein Elternhaus kein Lagerhaus!

Argumentierst Du damit, dass Deine Kinder kleine Wohnung und wenig Platz haben?  Das ist keine Berechtigung dafür, dass wir unendlich lange ihre Sachen aufbewahren. Sonst wird schnell aus Empty-Nest-Syndrom ein Gerümpel-Nest-Syndrom.

Worum handelts es sich oft? Alte Schulunterlagen, Kuscheltiere, Spiele, Bücher, viel Krimskrams, womit sie ihre eigene Wohnung nicht vollstellen wollen.

Meine Empfehlung: Setze Deinen Kindern eine angemessene Frist, um ihre Sachen abzuholen. Höchstens 3 Monate. Mach ihnen klar, falls sie diese Frist verstreichen lassen, wirst Du ihre Sachen selbst entsorgen. Denn offensichtlich haben sie kein Interesse daran und auch keinen Bedarf.

4. Kinderzimmern einen neuen Zweck geben

Ein leeres Kinderzimmer macht traurig und begünstig stagnierende Energie. Zusätzlich nimmt unseren teuren Wohnraum in Anspruch, den wir für uns besser nutzen können. Zum Beispiel als

  • einen Hobbyraum für unsere Lieblingsbeschäftigungen,
  • ein Arbeitszimmer für ein separates, ruhiges Homeoffice,
  • einen Fitness-, Yoga- oder Meditationsraum für unsere Entspannung,
  • ein Gästezimmer, die gleichzeitig als Spiel- und Schlafstädte für Enkelkinder dient.

5. Eigenen Besitz regeln

Wir Eltern werden leider nicht ewig für sie da sein. Wenn wir sterben, müssen sie nicht nur den Elternbesitz, sondern auch ihre eigenen Sachen ausmisten. So viele Entscheidungen in dieser schwierigen Zeit zu treffen, wird sie überfordern und extrem belasten.

Stellen wir uns schon jetzt die Frage – Was wollen wir unseren Kindern hinterlassen? Wollen wir ihnen zumuten, dass sie dann monate- oder sogar jahrelang unser Haus entrümpeln und sie an ihre physischen und emotionalen Grenzen bringen? Oder wollen wir noch zu unseren Lebzeiten alles regeln und ihnen ein geordnetes, transparentes Erbe hinterlassen?